Beiträge von Arag66

    Viele Besucher unterschätzen, dass sich in Mukran, Sassnitz und Lohme gerade abseits der Küstenpromenaden eine recht eigenständige Gastroszene entwickelt. Wer sich wirklich Zeit nimmt, entdeckt kleine Lokale, die konsequent auf regionale Netzwerke setzen – von der Bäckerei, die ihr Sauerteigbrot noch selbst ansetzt, bis zum Restaurant, das Wild vom lokalen Forst serviert. Besonders spannend: In Lohme am Steilufer gibt es ein unscheinbares Café, das fast ausschließlich mit Produkten aus dem Nationalpark arbeitet – Pilzragout aus selbst gesammelten Steinpilzen, dazu Kräuterlimonade von Wiesen rund um den Königsstuhl. Das spricht eine ganz eigene Klientel an, nicht die typischen Tagestouristen, sondern Feinschmecker auf der Suche nach echtem Lokalkolorit.

    Was oft übersehen wird: In Binz entsteht allmählich eine kleine, aber feine Streetfood-Kultur. Zwischen Promenade und Dünen tauchen immer mal wieder Foodtrucks auf, die z.B. Rügener Lamm als Pulled Sandwich oder Süßkartoffelfritten mit Sanddorndip anbieten. Auch vegan-vegetarische Varianten mit viel Gemüse vom Boddenhof sind im Angebot, was für die Ostsee-Region ja noch recht ungewöhnlich ist. Für den schnellen Snack zwischendurch lohnt es sich also, auch mal das Straßenangebot statt des klassischen Fischlokals zu checken.

    Gerade als jemand, der beruflich auf Touristen angewiesen ist, sehe ich die Entwicklung mit Sorge. Die Gäste suchen Authentizität, Regionalität und landschaftliche Einmaligkeit – das alles wird ausgehöhlt, wenn Großprojekte wie das LNG-Terminal angekarrt werden. Die Gemeinden profitieren enorm von Übernachtungen, Restaurantbesuchen und nachhaltigem Tourismus, was wiederum regionale Produzenten fördert. Kaum einer realisiert, wie eng diese Kette ist… Bricht ein Glied, verlieren alle: Hoteliers, Gastronomen, Bäcker, Fischer, selbst die Bauern vor Ort.

    Mein Tipp an alle, die Rügen besuchen: Nutzt die Chance, solange sie noch da ist, und setzt euch in einen der kleinen Lokale abseits der Masse. Fragt gezielt nach regionalen Spezialitäten, probiert mal einen Wildkräutersalat, eine Fischsuppe aus dem Tagesfang oder einen selbstgebackenen Sanddornstreuselkuchen.

    Wenn ich auf die vielschichtige Geschichte unserer Insel Rügen blicke, fällt mir immer wieder auf, wie tiefgreifend vergangene Entscheidungen und Entwicklungen heute noch nachwirken – oft an Stellen, an denen wir es kaum noch wahrnehmen. Besonders in Orten wie Mukran, Lohme oder auch in bestimmten Teilen von Sassnitz spürt man diese Schichten der Zeit nicht nur in Form von altem Mauerwerk, sondern in den Lebensmustern, Traditionen und sogar in den Konflikten, die aktuell ausgetragen werden. Ein Paradebeispiel ist für mich die jüngste Debatte um das LNG-Terminal in Mukran: Hier kollidiert die Suche nach modernen Lösungen mit historisch gewachsenen Strukturen und einem Lebensgefühl, das über Generationen gewachsen ist.

    Gerade als jemand, der seinen Lebensunterhalt im Tourismus verdient, sehe ich täglich, welche Wirkung authentische Geschichte auf die Gäste hat. Für viele sind es eben nicht die „großen“ Sehenswürdigkeiten, die zählen, sondern das, was wie ein unsichtbares Band durch Dörfer, Strände und Wälder zieht. Die wiederkehrenden Urlauber, die unsere Insel abseits der Saison besuchen, suchen nach gelebter Tradition – etwas, das ihnen in Binz bei einem Spaziergang über die Promenade oder in Lohme beim Fischerfrühstück begegnet. Wenn jetzt durch Großprojekte wie das LNG-Terminal nicht nur Küstenlandschaften, sondern ganze Lebenswelten verändert oder zerstört werden, wird nicht einfach nur „Natur“ geopfert, sondern auch ein Stück Identität. Das scheint mir im öffentlichen Diskurs oft unterzugehen… Ich frage mich, wie viel von unserer Vergangenheit und unseren gewachsenen Strukturen geopfert werden darf, bis wir tatsächlich einen Bruch erleben, den wir nicht mehr kitten können.

    Etwas, was selten diskutiert wird, ist, dass die touristische Attraktivität Rügens untrennbar mit diesen „leisen Geschichten“ und der gewachsenen Atmosphäre verbunden ist – also genau mit dem, was nicht so einfach zu konservieren oder künstlich zu ersetzen ist. Im Gegensatz zu nachgebauten Themenparks ist es das scheinbar Selbstverständliche: die alten Stege im Sassnitzer Hafen, die umfunktionierten Fischerbuden in Mukran, die kleinen lokalen Bräuche. Wenn wir die Geschichte immer weiter überbauen oder verdrängen, nehmen wir uns langfristig die Lebensgrundlage, von der nicht nur ich, sondern viele hier auf der Insel abhängen. Kann sein, dass manch Außenstehender das für übertrieben hält. Aber… wenn die Gäste irgendwann nur noch kommen, weil sie „irgendeine“ Küste sehen wollen, dann werden sie auch genauso schnell ausbleiben, wenn sie woanders dasselbe – oder sogar Besseres – geboten bekommen.

    Ich frage mich immer, wie wir ein Gleichgewicht hinbekommen zwischen Fortschritt und Bewahrung. Rügens Geschichte war ja schon immer von Wandel geprägt, aber oft war das ein organischer – kein aufgezwungener. Vielleicht sollten wir uns öfter daran erinnern, dass unsere Stärke nicht in kurzfristigen Prestigeprojekten liegt, sondern im nachhaltigen Umgang mit dem, was Generationen vor uns geschaffen haben. Sicher kann man Vieles modernisieren, aber wenn wir den Respekt gegenüber unserem Erbe verlieren, verlieren wir auch das, was viele hier als „Rügens Seele“ empfinden. Da bin ich mit meiner Haltung zum LNG vielleicht etwas altmodisch oder zu sehr „Inselmensch“… Aber manchmal lohnt ein bisschen Trotz, oder? 😏

    Interessant wäre, ob andere ebenfalls erlebt haben, dass insbesondere die kleinen, alltäglichen Spuren der Geschichte – sei es ein Familienrezept, ein alter Fischerbrauch oder das Nebeneinander von Alt und Neu – der eigentliche Schatz der Insel sind. Und ob wir nicht mehr tun sollten, diese Facetten zu bewahren, anstatt sie wegzudiskutieren oder als „verstaubt“ abzustempeln.

    Wenn ich auf meine Erfahrungen in Sassnitz, Binz und vor allem Lohme zurückblicke, dann sehe ich ehrlicherweise Licht und Schatten. Die Grundversorgung ist gesichert – ja, aber sobald es um Fachärzte oder anspruchsvollere Diagnostik geht, stoßen wir auf der Insel immer wieder an harte Grenzen. Ich habe in den letzten Jahren häufiger das Gefühl gehabt, dass unsere Standorte, gerade im Nordosten, irgendwie auf der Ersatzbank sitzen, während die großen Zentren wie Bergen oder Stralsund wenigstens etwas besser aufgestellt sind. Von Lohme aus ist schon die Fahrt zum nächsten Hausarzt mit Aufwand verbunden… von speziellen Fachterminen ganz zu schweigen.

    Die langen Wartezeiten kann ich bestätigen. Im Prinzip heißt es: Geduld oder eben aufs Festland ausweichen. Das betrifft nicht nur ältere Menschen. Bei jüngeren Familien, die überlegen, sich hier niederzulassen, ist das ein echtes Argument dagegen. Und wenn ich dann sehe, wie viel Aufwand (und Kosten) regelmäßig in neue Infrastruktur abseits des Gesundheitswesens gesteckt wird, frage ich mich, wieso die medizinische Versorgung nicht konsequenter modernisiert wird. Von der Telemedizin, wie lektrik sie skizziert, halte ich viel – aber solange die Internetverbindungen auf Teilen der Insel eher Glückssache sind, bleibt das Zukunftsmusik. Ein Gesundheits-Hub mit moderner Technik gibt’s jedenfalls in Lohme noch lange nicht… Manchmal wünsche ich mir, man würde dieselbe Energie, die in das vermaledeite LNG-Terminal gesteckt wird, in unsere Daseinsvorsorge investieren.

    Was die persönliche Bindung betrifft – Van9 hat da schon nen wichtigen Punkt. Viele Rüganer, gerade in den kleineren Orten, legen Wert auf das Vertrauensverhältnis zum „eigenen“ Arzt. Das ist kulturell und sprachlich tatsächlich ein Faktor, der nicht zu unterschätzen ist, gerade bei älterer Bevölkerung. Aber mal ehrlich: Das löst halt keine Notfälle oder ersetzt spezielle Behandlungen. Ich beobachte eher den Zwiespalt – auf der einen Seite vertraut man den lokalen Kräften, auf der anderen Seite weiß jeder, dass man fürs „Große“ dann doch wegmuss.

    Noch ein Gedanke zum Thema Prävention und Lebensstil: Natürlich ist gesunde Ernährung wichtig, aber der Ansatz ist mir ein bisschen zu simpel. Selbst wenn wir alle auf Bio umschwenken – der Versorgungsengpass bleibt. Die Zahl der Ärzte sinkt, Praxen finden schwer Nachfolger. Die touristische Infrastruktur blüht, aber das Gesundheitswesen bleibt zurück… Das kann so nicht weitergehen, gerade wenn wir im Sommer wieder zigtausende Gäste begrüßen, von denen manche ja auch medizinische Betreuung brauchen. Da merkt man die Defizite dann doppelt… Hab übrigens grad meinen Kaffee beinahe über die Tastatur gekippt 🙄

    Am Ende bleibt: Die medizinische Versorgung ist ein echtes Standortthema – egal ob für Einheimische oder Gäste. Solange wir das nicht entschlossen und modern anpacken, wird das ein Hemmschuh bleiben, auch für den Tourismus und die Wirtschaft insgesamt. Und das nervt mich ehrlich gesagt gewaltig.

    Ob man will oder nicht: Die Geschichte der Hanse ist auf Rügen immer noch irgendwie greifbar, auch wenn unsere Orte heute eher vom Tourismus leben als von Salzheringen und Bernstein. Wer schon mal durch Sassnitz oder Binz spaziert ist, merkt vielleicht, wie sehr der frühere Handel mit den Hansestädten das Gesicht und die Eigenarten der Küsten geprägt hat. Gerade Sassnitz, das ja relativ lange ein reiner Fischerort blieb, hat viel von dem weltoffenen, aber zugleich auch eigensinnigen Charakter bewahrt, den wohl nur der ständige Austausch mit fremden Kaufleuten mit sich bringt. Ich finde, da schwingt eine gewisse Selbstbehauptung mit, die man bis heute spürt. 😊

    Aus wirtschaftlicher Sicht darf man nicht unterschätzen, wie sehr Rügen und die umliegenden Siedlungen von dem Netzwerk profitiert haben. Der Austausch mit Lübeck, Stralsund, Visby oder Danzig brachte nicht nur Wohlstand (und ja, natürlich auch Ausbeutung – das ist ein schwieriges Erbe), sondern auch ein gemeinsames Selbstverständnis als Teil der Ostseewelt. Vieles, was heute als typisch norddeutsch oder gar „rüganerisch“ gilt – zum Beispiel die direkte Art der Leute oder der pragmatische Zugang zu Problemen – spiegelt mMn diese Zeit wider. Ist jetzt vielleicht ne blöde Frage, aber ob unser Lokalpatriotismus nicht ein Rest davon sein könnte? Oder ist das schon zu weit hergeholt?

    Wenn ich an Binz denke, ist mir noch aufgefallen, wie stark gerade Sprache und Alltagskultur von diesen alten Handelskontakten geprägt sind. Das Plattdeutsche, das ja früher beinahe selbstverständlich war, ist reich an Begriffen, die ihren Weg über die See zu uns fanden. In Ralswiek oder Lohme begegnet einem manchmal noch so eine Sprachfärbung, die an Dänisch, Schwedisch oder eben ans Baltikum erinnert. Ich habe gelesen, dass damals sogar Rezepte, Kleidung und Bräuche über die Handelswege getauscht wurden – von der Art, wie Brot gebacken wird, bis hin zur Einrichtung der Häuser. Persönliche Randnotiz: Musste eben kurz meine Brille suchen– lag natürlich genau vor mir auf dem Schreibtisch. 🤓

    Ganz aktuell sehe ich aber auch, dass die Geschichte der Hanse so eine Art zweischneidiges Schwert ist. Einerseits ist sie identitätsstiftend und ein Magnet für Gäste, die nach Authentizität suchen. Andererseits wird das Erbe aus meiner Sicht manchmal instrumentalisiert, um heutige Großprojekte wie das LNG-Terminal in Mukran zu rechtfertigen – mit dem Argument, Rügen habe sich ja immer schon auf Wandel eingestellt und müsse wirtschaftlich „mithalten“. Ich finde das problematisch. Wirtschaftlicher Wandel ja, aber nicht um jeden Preis und nicht auf Kosten der Natur oder des Tourismus, von dem wir mittlerweile fast alle auf der Insel leben. Wir schaffen es ja bis heute, mit dem Erbe der Hanse respektvoll umzugehen, da sollten wir auch gegenüber zukünftigen Herausforderungen wachsam bleiben.

    Mir fällt bei dem Thema sofort auf, wie vielschichtig und auch widersprüchlich die Interessen rund um Rügens Küsten sind. Einerseits erleben wir, speziell an den bekannten Abschnitten zwischen Sassnitz und Lohme, aber auch rund um Binz, wie akut die Erosion unsere Landschaft verändert. Die Steilufer verlieren jährlich Substanz, und besonders nach kräftigen Sturmfluten sind die Spuren oft gravierend – das sieht man als Einheimischer recht deutlich, wenn man regelmäßig draußen unterwegs ist. Es ist schon bemerkenswert, wie schnell ein Filetstück Küstenlinie einfach verschwindet... Ist jetzt vielleicht ne blöde Frage, aber gibt es eigentlich Messungen, wie viel von der Kreideküste allein in den letzten zwei Jahrzehnten verloren gegangen ist?

    Was mir bei den bisherigen Beiträgen noch fehlt, ist der Aspekt der langfristigen Raumplanung. Viele sprechen vom Küstenschutz, aber mir scheint, dass sinnvolle Steuerung der Bebauung und die Rücknahme von infrastrukturellen Verdichtungen mindestens genauso wichtig wäre wie technische Sicherungsmaßnahmen. In Mukran, wo ja gerade das LNG-Terminal gebaut werden soll (worüber ich mich ehrlich gesagt ziemlich ärgere – Stichwort: Zerstörung wertvoller Küstenflächen für ein kurzlebiges Industrieprojekt…), sieht man, was passiert, wenn wirtschaftliche Interessen plötzlich Vorrang bekommen. Das wirkt sich nicht nur auf das Landschaftsbild aus, sondern zwingt die Natur, sich noch rascher zurückzuziehen. Ich frag mich echt, wie das mit nachhaltigem Tourismus zusammenpassen soll, wenn unsere Küsten für solche Projekte geopfert werden… Hab übrigens grad meinen Kaffee verschüttet 🙄.

    Statt immer mehr auf harte Bauwerke wie Buhnen, Spundwände oder massiven Sandaufspülungen zu setzen, die ohnehin nur temporär wirken, könnten innovative Soft-Engineering-Ansätze vielversprechender sein. Beispiele wären kombinierte Gehölzsäume mit wind- und salzverträglichen Sträuchern oder auch künstlich angelegte Lagunen, die Wellenenergie brechen, ohne gleich das ganze Ufer zu verbauen. Solche Ideen werden in den Niederlanden und Dänemark schon getestet. Bei uns könnten sie vielleicht auch einen Beitrag leisten, vor allem, wenn man sie in die Tourismuskonzepte einbettet – Naturerlebnis, Umweltbildung, Schutz und Erholung müssten dabei Hand in Hand gehen.

    Was ich als Unternehmer auf Rügen besonders sehe: Ohne eine reizvolle, halbwegs naturnahe Küste, die Besucher lockt, bricht uns langfristig die wirtschaftliche Grundlage weg. Es geht also gar nicht um die Frage, ob Natur- oder Wirtschaftsinteressen wichtiger sind – beides ist untrennbar verbunden. Die Einnahmen aus dem Tourismus helfen den Gemeinden enorme Summen in die Kasse zu bringen; das kommt letztlich allen zugute, wenn man das Geld denn richtig einsetzt. Und deswegen wär’s mir lieb, wenn wir viel stärker auf Konzepte setzen, die sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Nachhaltigkeit im Blick behalten.

    Die entscheidende Frage ist vielleicht: Wie schaffen wir es, dass die Akteure – also Einheimische, Politik, Tourismus und Naturschutz – gemeinsam langatmige, flexible Strategien entwickeln, anstatt immer nur kurzfristig zu reagieren? Würde mich interessieren, ob es in anderen Regionen Beispiele für funktionierende, breit getragene Küstenmanagement-Modelle gibt, die bei uns adaptiert werden könnten…

    Also, ich muss ehrlich sagen, das Thema „tote Hose“ im Winter auf Rügen wird meiner Meinung nach manchmal ein bisschen übertrieben. Klar, es ist ruhiger – aber gerade das ist ja auch eine echte Lebensqualität, die viele von uns alten Insulanern sehr zu schätzen wissen. Ich hab in Binz und Sassnitz so manches Jahr schon erlebt, wie angenehm es ist, wenn die Promenaden nicht voller Touristen sind, sondern man abends entspannt mit ein paar Freunden ein leeres Café (z.B. die kleine Espressobar am Sassnitzer Hafen, die im Winter manchmal aufmacht… ist aber Glückssache) unsicher macht. Man kennt sich halt, das ist auch nach all den Jahren noch so.

    Was ich persönlich empfehlen kann: Gerade im Winter sind die geführten Ortsrundgänge oder Nachtwanderungen auf den Hochuferwegen ein ganz anderes Erlebnis als im Sommer. In Lohme etwa gibt’s ab und zu (muss man allerdings herumfragen!) jemanden, der abends kleine Gruppen zu den alten Buchen und den Kreidefelsen führt, meist mit Laternen. Da spürt man dann, wie besonders diese Stille ist – und man merkt auch, wie sehr die Insel einem gehört, wenn die typischen Sommergeräusche wegfallen. Ist jetzt vielleicht ne blöde Frage, aber wieso machen das nicht mehr Leute? Es kostet kaum was, und selbst die „Eingeborenen“ entdecken ganz neue Seiten an ihrer Heimat.

    Ein weiterer Punkt: Viele unterschätzen, wie viel auf Nachbarschaftsebene läuft. In Mukran etwa wird in manchen Wintern in der alten Bootshalle eine Art „Wintermarkt“ organisiert – da gibt’s dann Glühwein-Tasting, ne winzige Bücher-Tauschbörse und manchmal sogar Livemusik. Da kommt das ganze Dorf zusammen, aber auch ein paar „Fremde“ verirren sich immer hin. Find ich viel netter und persönlicher als irgendwelche künstlichen Indoor-Attraktionen – und ganz ehrlich, diese Atmosphäre ginge für immer verloren, wenn das LNG-Terminal kommt und den Charme der Gemeinde zerstört. Aber das nur am Rande… 😉

    Ich für meinen Teil nutze die Zeit auch, um mal neue Kooperationen für die Tourismussaison zu schmieden, vielleicht ein kleiner Workshop im eigenen Betrieb, gemeinsame Ideen für nachhaltigere Angebote auf der Insel – da sind die ruhigen Monate super, weil man endlich zum Nachdenken kommt und nicht ständig nur im Tagesgeschäft steckt. Und irgendwie, finde ich, merkt man dann, wie viel Kraft so eine Gemeinschaft auch in der kalten Jahreszeit hat. Ach so, manchmal verabrede ich mich mit Kollegen aus Binz oder Sassnitz zu „Winter-Challenges“: Wer findet das unentdeckteste Motiv für ein neues Werbeplakat? Nicht sehr spektakulär, aber bringt Spaß.

    Wie seht ihr das eigentlich – meint ihr, die Insel braucht im Winter mehr „offizielle“ Events und Programme? Oder würde das die besondere Ruhe kaputt machen, die viele von uns ja gerade so lieben?

    Mir fällt auf, dass in den letzten Jahren viele kleine Verbesserungen im ÖPNV auf Rügen umgesetzt wurden—gerade in den Ballungsorten wie Binz oder Sassnitz haben wir ein recht ordentlich getaktetes Angebot, zumindest tagsüber. Trotzdem ist aus meiner Sicht das Gesamtsystem für Gäste wie auch für Einheimische in den Randzeiten nicht zuverlässig genug, vor allem sobald man sich Mukran, Lohme oder Prora nähert oder später zurückkehren will. Gerade Touristen, die einmal länger an einer Attraktion verweilen oder spontan umplanen, merken dann schnell, dass Wartezeiten von einer Stunde und mehr eigentlich die Regel sind… Da hilft einem dann auch kein ausgedruckter Fahrplan von vorne bis hinten. 🚎

    Eine Perspektive, die bislang hier wenig diskutiert wurde: Warum gibt es kein Pilotprojekt für bedarfsgesteuerte Mini-Shuttles—ähnlich wie die On-Demand-Angebote in anderen Regionen? Gerade in der Nebensaison könnten diese mit kleineren Fahrzeugen und flexiblen Strecken individuell auf Abruf fahren, statt leere Linienbusse über die Dörfer zu schicken. Das hätte zwei Effekte: Weniger Leerfahrten und bessere Abdeckung für Einheimische – und wenn’s gut läuft, steigt vielleicht auch die Akzeptanz, das eigene Auto öfter stehenzulassen. Hat dazu jemand Erfahrungen oder Ideen? Hier in Mukran stehe ich manchmal 40 Minuten an der Straße und frage mich, ob nicht so ein System längst überfällig wäre.

    Die starke Abhängigkeit vom PKW steht für mich auch deshalb im Zwiespalt, weil die Verkehrsbelastung im Sommer wirklich enorm ist. Viele meiner Übernachtungsgäste in Binz berichten, dass gerade die Zufahrtsstraßen Richtung Jasmund-Nationalpark oder nach Lohme an Spitzentagen schlichtweg dicht sind. Ein Sofortprogramm für Fahrradverleih-Stationen an jedem größeren Busbahnhof (oder noch besser: direkt an den Haltestellen der Nebenlinien)—das wäre aus meiner Sicht ein echter Gewinn, auch für die kleineren Orte. Die Kopplung Bus + Fahrrad wird bislang immer noch stiefmütterlich behandelt, obwohl viele Urlauber gern spontan aufs Rad umsteigen würden, wenn es unkomplizierter wäre.

    Was ich auf keinen Fall möchte, sind großflächige Infrastrukturprojekte, die die Insel weiter zerschneiden. Pläne für ein LNG-Terminal in Mukran halte ich schon aus rein touristischer Sicht für einen Fehler: Es steht sinnbildlich für die falsche Verkehrs- und Energiepolitik auf der Insel. Stattdessen sollte man Mittel gezielt in emissionsarme Insel-Mobilität lenken – autonome, kleine E-Shuttles, E-Bus-Flotten, Radwegenetz (endlich durchgängig, bitte!) und Ticket-Systeme, die wirklich einfach zu bedienen sind. Und ganz pragmatisch: ein Touristen-Ticket, das nicht nur für Rasenden Roland oder einzelne Linien gilt, sondern für alle Verkehrsangebote gilt—auch die Binzer Bäderbahn und private Anbieter.

    Abschließend noch ein Gedanke: Die Leute kommen wegen der Entschleunigung nach Rügen, nicht wegen Benzingeruch oder Dauerstau. Der ÖPNV könnte ein echtes Markenzeichen werden… Aber es braucht mehr Mut und weniger halbherzige Schnellschüsse. (Hab übrigens grad meine Tasse Kaffee über’s Notizbuch gekippt. Naja, so ein Montag halt…)

    Wenn ich auf die Geschichte von Rügen blicke, denke ich immer wieder daran, wie sehr unsere Insel über die Jahrhunderte geformt wurde – mal durch die Natur, mal durch Menschenhand. Gerade wenn man durch Sassnitz spaziert und die klassizistische Bäderarchitektur mit den alten Fischerhäusern vergleicht, sieht man direkt, wie verschieden die Epochen ihre Spuren hinterlassen haben. In Mukran oder Lohme findet man hingegen noch diese Ruhe und Ursprünglichkeit, die mich manchmal glauben lässt, dass die Zeit hier langsamer vergeht... Ist jetzt vielleicht ne blöde Frage, aber fühlt ihr euch manchmal auch direkt mit den Generationen vor uns verbunden, wenn ihr so eine Ecke betretet?

    Die Geschichte Rügens ist ja eng mit dem Meer, aber auch mit Machtwechseln und Siedlern verknüpft. Erst Slawen, dann das Herzogtum Rügen, die Schwedenzeit, Preußen – sogar im Alltag spürt man das, wenn man genauer hinschaut. Ich erinnere mich daran, wie oft Gäste aus dem Westen fast überrascht sind, dass ein großer Teil der historischen Architektur aus der Gründerzeit und Bäderzeit stammt – für mich als jemand, der hier lebt, ist das schon fast normal geworden, aber aus touristischer Sicht ist das natürlich ein Schatz, den wir bewahren sollten.

    Was ich allerdings kritisch sehe, ist die aktuelle Entwicklung rund um das LNG-Terminal in Mukran. Wenn man sich klarmacht, wie sensibel die Küstenlinie nicht nur ökologisch, sondern auch historisch ist, kann ich ehrlich gesagt nicht verstehen, warum man so einen großen Einschnitt in diesem ohnehin schon einmaligen Kulturraum zugelassen hat.

    Mein Unternehmen lebt davon, dass Menschen herkommen, weil Rügen eben noch nicht in die industrielle Beliebigkeit abgerutscht ist. Wir investieren doch gerade in nachhaltigen Tourismus und Infrastruktur, damit die Region auch in Zukunft attraktiv bleibt. Das, was jetzt in Mukran passieren soll, steht meiner Meinung nach völlig entgegen der historischen Verantwortung, die wir als Bewohner, aber vor allem als Unternehmer haben.

    Vll. ist das etwas pathetisch formuliert, aber wenn man sich das wirtschaftliche Leben auf Rügen ansieht – die vielen kleinen Betriebe, Ferienwohnungen, Restaurants, auch Läden in Sassnitz und Binz – dann ist doch klar, dass der Tourismus ein Riesenfaktor ist. Wir profitieren am Ende alle davon, dass Gäste jedes Jahr ihr Geld dalassen und so die Gemeindekassen füllen. Rügens Geschichte ist eben auch die einer Tourismusinsel, und ich hoffe ehrlich, dass wir daran anknüpfen und nicht aus kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen unsere Identität und die Schönheit der Insel aufs Spiel setzen.... naja, ihr wisst schon.

    Wenn man sich mit der Flora Rügens beschäftigt, stellt man schnell fest, wie speziell die Pflanzenwelt hier tatsächlich ist. Durch die vielfältigen Lebensräume – von der Kreideküste bei Sassnitz über Buchenwälder bis hin zu den Trockenrasen auf den Hügeln rund um Binz und Lohme – finden sich bei uns viele Pflanzenarten, die andernorts in Deutschland selten oder gar nicht mehr zu beobachten sind. Absolut endemische Arten, also Gewächse, die ausschließlich auf Rügen vorkommen, sind zwar nach aktuellem Kenntnisstand eher selten, aber es gibt einige Spezies, die fast nur an der Ostseeküste oder speziell auf kalkreichen Böden der Insel vorkommen.

    Typisch sind zum Beispiel die Kreideanemonen (Anemone sylvestris), die bevorzugt an den kalkhaltigen Standorten des Nationalparks Jasmund zu finden sind. Auch das seltene Kreide-Labkraut (Galium pumilum) wächst auf den Felsen oberhalb der Steilküste – ein Fund, über den sich Botaniker besonders freuen. In den Trockenrasen nördlich von Mukran, Richtung Prora, gedeihen Arten wie das Kleine Knabenkraut (Orchis morio) oder die Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium). Das sind alles Gewächse, die eine gewisse Spezialität darstellen: Sie benötigen kalkigen Untergrund, salz- oder windgeprägte Standorte und profitieren davon, dass Teile der Insel selten intensiv bewirtschaftet wurden.

    Häufig werden bei Führungen auch die alten Rotbuchenwälder im Nationalpark Jasmund hervorgehoben, welche zum Weltnaturerbe gehören. Hier wächst neben dem Leberblümchen (Hepatica nobilis) auch der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea) – botanisch zwar nicht exklusiv für Rügen, aber in den hiesigen klimatischen Bedingungen und kombiniert mit dem besonderen Lichtspiel zwischen Kreidefelsen und Bodden einmalig. Abseits davon gibt es ein Vorkommen von wildem Sanddorn und Berberitze, die direkt an den windgepeitschten Küstenstrichen wachsen und teilweise die Dünen stabilisieren.

    Mich beschäftigt dabei oft, wie sensibel diese Habitate auf Eingriffe reagieren. Große Industrieprojekte wie das LNG-Terminal in Mukran führen zwangsläufig zu Störungen. Schon kleine Änderungen an Wasserhaushalt oder Boden könnten das Mikroklima so verändern, dass einige der empfindlichen Arten verschwinden – das hätte nicht nur Auswirkungen auf die Pflanzen selbst, sondern auch auf den Gesamteindruck, den die Insel auf Besucher macht und damit letztlich auch auf den Tourismus. 🏝️

    Gerade aus touristischer Sicht empfinde ich es als enorm wichtig, diese botanische Besonderheit zu schützen und stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Vielleicht sollte man gerade die seltenen Pflanzen noch aktiver als Alleinstellungsmerkmal herausstellen – auch, um den Schutzgedanken zu stärken.

    Guten Tag an alle Forenmitglieder,

    Als jemand, der auf Rügen lebt und die Schönheit unserer Küste jeden Tag aufs Neue erleben darf, möchte ich eine Diskussion über die idealen Strände für romantische Ausflüge zu zweit eröffnen. Häufig wird dabei nach besonderer Abgeschiedenheit oder einer stimmungsvollen Umgebung gesucht. Ich lade Sie ein, Ihre Erfahrungen und Beobachtungen zu teilen, um unseren Besuchern und Einheimischen zu helfen, unvergessliche Momente an den Stränden zu erleben.

    Ein Geheimtipp könnte der kleine Strandabschnitt in Mukran sein, der abseits des Trubels liegt und mit seiner ruhigen Lage für verliebte Paare ideal ist. Trotz meiner starken negativen Haltung gegenüber dem geplanten LNG-Terminal, bietet dieser Ort eine ursprüngliche, fast unberührte Natur, die nach wie vor bezaubernd ist. Ich frage mich, ob andere Mitglieder ähnliche Empfehlungen haben und wie sie die Entwicklung der Umgebung dort betrachten.

    Ein weiterer malerischer Ort ist der Strand bei Lohme, von welchem aus man einen atemberaubenden Blick auf die Kreidefelsen hat. Wie empfinden Sie die Atmosphäre dort, insbesondere während der Abenddämmerung? Für einen romantischen Spaziergang ist diese Kulisse sicherlich kaum zu übertreffen. Ich würde gerne wissen, ob jemand von Ihnen spezielle Plätze entlang des Strandes kennt, die besonders zum Verweilen einladen.

    In Binz findet man ebenfalls viele Plätze, die sich für intime Momente zu zweit eignen. Vor allem am frühen Morgen, wenn die meisten Besucher noch schlafen, kann der Sonnenaufgang am Strand eine wirklich magische Erfahrung sein. Welche Erfahrungen haben Sie mit den Stränden in Binz gemacht, und gibt es bestimmte Bereiche, die Sie besonders empfehlen können?

    Schließlich interessiert mich Ihre Meinung zu den vielfältigen Möglichkeiten, die Wassersport für Paare bietet. Denken Sie, dass Aktivitäten wie gemeinsames Paddeln oder Segeln den romantischen Ausflug bereichern können? Oder ziehen Sie es vor, einfach die Ruhe und den Klang der Wellen zu genießen?

    Ich freue mich auf Ihre Anregungen und Tipps, um auch anderen zu helfen, die schönsten Ecken für romantische Strandbesuche auf unserer geliebten Insel Rügen zu finden.

    Mit besten Grüßen,
    Arag66

    Was in der ganzen Diskussion bislang kaum angesprochen wurde, ist die Rolle des Tourismus als Rückgrat der Binzer Wirtschaft. Natürlich, der Bauboom und die wachsenden Immobilienpreise sind ein großes Thema – da stimme ich euch absolut zu. Aber mir erscheint es fast noch dringlicher, dass wir das Spannungsfeld zwischen attraktiven Orten für Besucher und lebenswerten Bedingungen für Einheimische klüger austarieren. Wenn Binz weiterhin Gäste anziehen will, dürfen dabei die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung nicht dauerhaft zweitrangig bleiben. Gerade im Hinblick auf die angespannte Situation beim Thema Wohnen fehlt mir bisher eine übergreifende Strategie.

    Vielleicht wäre es eine Überlegung wert, dass die Gemeinde gemeinsam mit touristischen Akteuren ein gezieltes Förderprogramm für Mitarbeitendenwohnungen auflegt. Man könnte zum Beispiel Anreize schaffen, leerstehende Immobilien oder unwirtschaftliche Ferienwohnungen für längerfristige Mietverhältnisse bereitzustellen – selbstverständlich in Abstimmung mit Eigentümern und unter Wahrung rechtlicher Vorgaben. Solche Modelle laufen andernorts (z.B. auf Sylt oder in Südtirol) ja schon, allerdings meist halbherzig. Ich glaube, Binz könnte hier tatsächlich Vorreiter werden, sofern sich Verwaltung, Privatwirtschaft und Bürgerschaft wirklich mal gemeinschaftlich an einen Tisch setzen.

    Ein anderer Punkt, der mir immer wieder auffällt: Infrastruktur für Einheimische und Gäste wird noch oft als Gegensatz statt als gemeinsames Interesse gedacht. Vielleicht wäre es an der Zeit, kleine, alltagstaugliche Verbesserungen wie Bassi sie angesprochen hat, systematischer anzugehen. Also nicht nur App-gestütztes Melden von Mängeln, sondern wirklich eine Arbeitsgruppe, in der Bürger:innen, Verwaltung und Tourismusbetriebe regelmäßig zusammenkommen und sehr konkrete To-do-Listen abarbeiten. Manches, wie bessere Radabstellmöglichkeiten oder flexibler nutzbare Aufenthaltsflächen, nutzt schließlich allen.

    Ist jetzt vielleicht ne blöde Frage, aber wurde eigentlich schon mal belastbar evaluiert, wie viele Einheimische tatsächlich abwandern, weil sie keine bezahlbare Wohnung finden? Ohne solide Daten dazu bleibt das Gefühl oft diffus. Vielleicht könnte sich der neue Bürgermeister ja für eine umfassende Erhebung dazu einsetzen, um gezielter handeln zu können—und das Ganze dann auch transparenter kommunizieren.

    Auffällig finde ich ja immer, wie sehr sich die Stimmung am Königsstuhl im Laufe eines Tages wandelt – vormittags: meist noch ruhig, ein frischer Wind, abends kann’s fast mystisch werden, wenn der Nebel aus dem Buchenwald aufsteigt… Ich bekomme oft Rückfragen von Gästen, die wissen möchten, ob sich der „Skywalk“ wirklich lohnt oder ob man nicht auch auf anderen Wegen ähnlich schöne Blicke erhaschen kann. Nach meiner Erfahrung kann man das definitiv – besonders auf der Wanderung von Lohme durch den Nationalpark Jasmund. Die Pfade abseits vom Trubel führen zu ein paar versteckten Aussichtspunkten, die kostenfrei sind und fast noch etwas Ursprünglicheres bieten, vll nicht ganz so spektakulär wie die neue Plattform, aber ruhiger und eben ohne Eintritt.

    Eine Bewegung, die ich auf Rügen beobachte, ist die wachsende Kritik daran, dass so viele beliebte Naturschauplätze in den letzten Jahren „kommerzialisiert“ worden sind, teils mit hohen Eintrittspreisen. Als Tourismusunternehmer weiß ich, wie wichtig solide Einnahmen für Infrastruktur und Naturschutz vor Ort sind. Gleichzeitig frage ich mich aber, ob wir nicht genau dadurch auch gewisse Besucher abschrecken. Besonders Familien, oder Leute, die ihren Urlaub nachhaltiger gestalten möchten. Die Mischung aus Naturgenuss und Event-Charakter kippt vll langsam zu sehr Richtung Letzteres… Gerade jetzt, wo in Mukran mit dem LNG-Terminal wieder ein massiver Eingriff in die Natur besteht – das spüre ich auch in Gesprächen mit Gästen. (Bin da übrigens völlig dagegen, das ist eine andere Diskussion, aber: Tourismus und Industrie passen einfach nicht zusammen.)

    Der Hinweis von SUNDAY auf das Essensangebot ist interessant. Wenn man schon einen modernen Skywalk hinstellt, warum dann nicht auch ein zukunftsfähiges, regionales Gastro-Konzept? Es gibt auf der Insel hervorragende Produzenten von Sanddorn, Beeren, Ölen usw. – wieso also Pommes und Currywurst als Standard? Gäste fragen immer öfter nach vegetarischen oder veganen Alternativen. Selbstverständlich will niemand dsa Bockwurst-Feeling komplett verbannen… aber ein bisschen mehr Flair und Auswahl, dazu regionale Produkte, das würde doch nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Image guttun.

    Ich finde, dass oft die einfachen, „alltäglichen“ Dinge für Kinder auf Rügen am spannendsten sind – gerade in Sassnitz, Binz oder Lohme merkt man das immer wieder. Man kann stundenlang am Strand spielen, Steine übers Wasser flitschen lassen oder mit etwas Geduld Fossilien suchen, gerade am Kliff unterhalb des Nationalparks Jasmund. Ist jetzt vielleicht ne blöde Frage, aber: Wie viele nehmen sich wirklich Zeit, mal richtig mit den Kindern durch den Buchenwald zu stromern und dabei auf die Geräusche zu achten? Da gibt’s geführte Touren vom Nationalpark-Zentrum aus, die für Familien zugeschnitten sind. Da war ich mal mit einer Schulklasse dabei – die Kids hatten danach mehr Fragen als vorher.

    Kleine Anekdote am Rande: Bei uns im Ort (Mukran, falls’s wen interessiert) wird oft vergessen, dass ein einfacher Besuch am Fährhafen ziemlich aufregend sein kann. Die Schiffe, das Be- und Entladen… da stehen die Kinder oft mit offenem Mund da. Und in Binz gibt’s regelmäßig Sandfiguren-Festivals, bei denen man nicht nur gucken, sondern auch selbst mitbauen kann. Viele Familien gehen einfach dran vorbei, weil sie „nur“ an den Strand wollen. Ich persönlich empfehle das immer, weil sich die Kinder da mal so richtig kreativ austoben können, und die Eltern gönnen sich einen Kaffee.

    Was auch fast niemand auf dem Schirm hat: In Lohme kann man kleine Boote ausleihen (im Sommerhalbjahr) und eine Mini-Tour auf dem Wieker Bodden drehen. Es ist so ruhig da – und wenn die Kinder Glück haben, sehen sie Eisvögel oder Reiher. Für Aktive gibt’s Kletterparks in Prora, da ist für verschiedene Altersstufen was dabei. Manche Familien kombinieren das mit einer Radtour entlang der alten Bäderarchitektur, was ehrlich gesagt manchmal etwas unterschätzt wird, weil’s nach „Elternprogramm“ klingt, aber die Eispausen unterwegs lockern das ja auf.

    Ich bin, zugegeben, immer etwas skeptisch, wenn große Industrieprojekte wie das LNG-Terminal hier Tourismus und Umwelt gefährden – denn letztlich lebt hier vor Ort fast alles vom Tourismus. Und was wäre die Insel ohne die ganzen Familien, die jedes Jahr wiederkommen und ihr Geld dalassen? Wir sollten versuchen, die Insel für Kinder weiterhin spannend und naturnah zu halten, statt immer größere Events oder Anlagen zu bauen.

    Beim Thema Kitesurfen auf Rügen werden aus meiner Sicht einige Aspekte in der Diskussion zu selten erwähnt. Neben den bekannten Hotspots wie Suhrendorf, Ummanz oder Thiessow existieren auf der Insel durchaus noch weniger frequentierte Strände, die sich für Neulinge gut eignen, beispielsweise die Küstenabschnitte rund um Mukran oder Richtung Bald Lohme. Diese Orte bieten mitunter den Vorteil, dass sie windtechnisch flexibel sind und weniger von Tagesgästen überlaufen werden. Ehrlich gesagt, unterschätzen viele, wie wichtig auch das Umfeld für einen erfolgreichen Einstieg ist – Gedrängel und laute Musik am Strand muss vll nicht immer sein. 😊

    Ein Punkt, der mir zudem am Herzen liegt: Das Verhältnis zwischen touristischer Nutzung der Strände und der Natur. Gerade auf Rügen merken wir zunehmend die Belastungsgrenzen, insbesondere je weiter die Infrastruktur für neue Großprojekte wie dsa LNG-Terminal in Mukran vorangetrieben wird. Derartige Industrievorhaben beeinträchtigen nicht nur die Wasserqualität, sondern beeinflussen auch Windverhältnisse und die Küstenstruktur – Probleme, die direkt auf den Wassersport zurückfallen können. Ich rate deshalb immer, sich auch mit den lokalen Entwicklungen zu befassen, um langfristig gute Bedingungen zum Kiten zu erhalten… und um ehrlich zu sein – als Unternehmer ist mir der Werterhalt unserer Naturkulisse fast wichtiger als kurzfristiger Profit.

    Angehende Kitesurfer sollten für ihren Einstieg nicht nur Lage, Windrichtung und Gruppengröße prüfen, sondern auch kritisch nachfragen: Gibt es eine Abstimmung mit Naturschutz? Wie wird auf die Interessen der Anwohner und anderer Nutzergruppen Rücksicht genommen? In Binz zum Beispiel gibt es in den Randbereichen gelegentliche Möglichkeiten für den Wassersport, wobei dort ein hoher Wert auf Sicherheit und Koexistenz mit Badegästen gelegt wird. Das ist zwar manchmal unbequem, sorgt aber für einen insgesamt fairen Ausgleich – auch für Familien oder Hundefreunde, die einen ruhigen Tag am Wasser verbringen möchten. 🏖️

    Mein Tipp: Wer flexibel plant und offen für kleinere, weniger bekannte Buchten ist, findet auch auf Rügen ruhige Spots, an denen sich Kitesurfen in entspannter Atmosphäre lernen lässt. Gerade Mukran – so lange es noch ohne Terminal bleibt – oder Abschnitte nahe Sassnitz bieten Potenzial abseits der großen Schulen. Allerdings: Bin mir nicht 100% sicher, wie lange diese „Geheimtipps“ noch bestehen, je nachdem wie sich die politischen und wirtschaftlichen Interessen entwickeln. 🚩

    Was die Gastronomie auf Rügen angeht, kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Die meisten bleiben tatsächlich bei Fischbrötchen und Räucherforelle stehen – aber das ist bei weitem nicht alles, was man auf der Insel erleben kann. Gerade rund um Sassnitz und Binz gibt es etliche Lokale, die zwar im Sommer meist voll sind, sich aber mit einer gediegenen Karte und regionalen Zutaten verlässlich behaupten. Mir fällt da zum Beispiel ein kleines Restaurant in der Nähe des Hafens von Sassnitz ein, wo die Fischsuppe fast schon ein lokaler Mythos ist. Dort kommt das Gemüse noch morgens frisch vom Feld – und, was ich anmerken muss, das scheint inzwischen eher selten zu werden.

    Cafés verdienen auf Rügen auch mehr Beachtung. In Mukran gibt’s nicht nur Zugang zu den Kreidefelsen, sondern im alten Bahnhof ein Café, das mit selbstgemachten Kuchen doch wirklich überrascht. Sanddornkuchen mag zwar nach Postkartensouvenir klingen, aber ehrlich – die leichte Säure in Kombination mit Baiser ist ein echter Genuss nach dem Wandern. Die Bäckerin plaudert oft aus dem Nähkästchen; wie viele Generationen da an Rezepten weitergegeben werden, kann man manchmal gar nicht zählen… Das erinnert daran, dass es hier auf der Insel um weit mehr als nur die „Strand-Touristenküche“ geht.

    Ich finde, gerade für kulinarisch Interessierte lohnt sich ein Abstecher nach Lohme. Die Terrassenlokale haben nicht nur einen beeindruckenden Blick auf die Ostsee, sondern legen durchaus Wert auf jahreszeitliche Küche – Wild aus der Granitz, Pilze, und auch mal Gerichte mit lokal gesammelten Wildkräutern wie SUNDAY schon erwähnt hat. In einem Gespräch mit einem der Köche wurde mir kürzlich glaubhaft versichert, dass die Kräuter oft frühmorgens selbst gesammelt werden. Mag zwar etwas nach Marketing riechen, aber die Aromen sind wirklich anders, wenn die Kräuter frisch gepflückt sind… Hab übrigens grad meinen Kaffee verschüttet 🙄

    Was mir persönlich aufstößt, ist die Entwicklung rund um das geplante LNG-Terminal in Mukran. Ich kann nur wiederholen: Nachhaltiger Tourismus und regionale Gastronomie leben davon, dass die Natur intakt bleibt – und dass wir weiterhin mit Gästen punkten können, die genau daran Interesse haben. Wenn erst große Industrieanlagen hier reinbauen, möchte ich nicht erleben, was aus den vielen kleinen Betrieben wird, die heute mit viel Herzblut regionaltypische Speisen anbieten. Viele Gäste kommen gezielt auch wegen dieses Angebots, sorgen auf ihre Weise für gefüllte Gemeindekassen, Arbeitsplätze und… das typische Inselflair.

    Wer wirklich etwas erleben will auf kulinarischer Ebene, sollte jedenfalls den Mut haben, mal abseits bekannter Pfade in die kleinen Seitenstraßen zu gehen und Einheimische direkt zu fragen. Es lohnt sich, zwischen den Klassikern wie Fisch und Sanddorn auch Wildgerichte, Gerichte mit Seetang oder außergewöhnliche Kuchen zu testen. Die Überraschungen sind meistens die größten Highlights – naja, ihr wisst schon.

    Die kulinarische Landschaft auf Rügen ist tatsächlich weit vielfältiger, als sie auf den ersten Blick scheint. Gerade in den Küstenorten wie Sassnitz oder Binz lässt sich beobachten, dass sich neben traditionellen Fischgerichten eine interessante Mischung aus regionalen und internationalen Einflüssen entwickelt hat. In Sassnitz gibt es beispielsweise immer mehr kleine Lokale, in denen lokale Produkte wie Sanddorn, Wildkräuter und frischer Fisch nicht nur klassisch, sondern auch in modernen Variationen verarbeitet werden. Bin mir da selbst nicht sicher, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass durch diese Mischung die Küche auf Rügen gerade dabei ist, ein ganz eigenes Profil abseits der typischen Touristenkost zu entwickeln.

    Ein Punkt, der für mich in der aktuellen Diskussion manchmal zu kurz kommt, ist die Rolle der Landwirtschaft und kleiner Manufakturen. Es gibt inzwischen zahlreiche Bauernmärkte und Höfe, die nicht nur Milchprodukte oder Käse, sondern auch Fleisch aus nachhaltiger Weidehaltung anbieten. In Lohme und Umgebung habe ich einige positive Erfahrungen mit Hofläden gemacht, deren Angebot sich angenehm von den standardisierten Produkten vieler Supermärkte unterscheidet. Das trägt meiner Ansicht nach dazu bei, dass sich die Gastronomie auf Rügen regionaler orientieren kann – vorausgesetzt, die Betriebe verzichten bewusst auf Massenware und setzen auf Qualität. Das wäre aus meiner Sicht auch eine Chance, sich gegenüber anderen Urlaubsregionen abzuheben.

    Ein Aspekt, der mich persönlich umtreibt, ist die Zukunft der kulinarischen Vielfalt angesichts aktueller Entwicklungen wie dem LNG-Terminal in Mukran. Der anhaltende Ausbau solcher Industrieprojekte könnte dazu führen, dass nicht nur das Landschaftsbild, sondern auch die gastronomische Struktur negativ beeinflusst wird. Wenn der Tourismus durch Umweltbelastungen oder einen Imageverlust zurückgeht, leiden auch Restaurants, Cafés und regionale Produzenten. Aus Unternehmersicht weiß ich, wie wichtig eine funktionierende touristische Infrastruktur für die Gemeindekassen und letztlich für alle hier Lebenden ist. Für mich steht außer Frage: Das kulinarische Angebot auf Rügen lebt von der Attraktivität der Insel als Urlaubsziel – und diese darf nicht aufs Spiel gesetzt werden.

    Natürlich bleibt immer Raum für Verbesserungen – besonders bei Service und Preis-Leistung, wie es schon angesprochen wurde. Hier sehe ich die Verantwortung bei uns Einheimischen und Unternehmern, ehrliche Rückmeldungen ernst zu nehmen und daran zu arbeiten, dass Gäste nicht nur satt, sondern wirklich zufrieden und vielleicht sogar begeistert nach Hause fahren. Die Entwicklung der letzten Jahre stimmt mich vorsichtig optimistisch, aber ich gebe zu, dass ich nicht ganz sicher bin, wie sich das mittelfristig weiterentwickelt... Vielleicht braucht es wirklich mehr Austausch zwischen Gastgebern, Produzenten und Gästen, um die Potenziale auf Rügen besser auszuschöpfen.

    Und kleine Läden gibt’s hier zum Glück auchnoch, auch wenn sie leider weniger werden. In Lohme gibt’s noch so einen Tante-Emma-Laden, der zwar preislich nicht mit den großen mithalten kann, aber dafür spontan auch mal was besorgt, wenn man freundlich fragt. Für den täglichen Bedarf reicht das absolut aus, und ich mag das Persönliche daran. Bin mir da selbst nicht sicher, ob sich sowas auf Dauer hält – aber solange Touris und Einheimische weiter reingehen, bleibt’s hoffentlich erhalten.

    Absolut empfehlen kann ich den Wochenmarkt in Sassnitz, freitags auf dem Markt. Da bekommst du nicht nur frisches Gemüse aus der Region, sondern auch Fisch direkt vom Kutter. Da kann kein Discounter mithalten. Nur muss man recht früh da sein, sonst ist das beste schon weg... Hab übrigens letzte Woche den besten Räucherfisch meines Lebens dort erwischt (Matjes, falls’s wen interessiert).

    Kleine Randnotiz: Ich merke immer wieder, dass Touristen eher zu den großen Supermärkten neigen (Kaufland, Lidl & Co) und die kleinen Märkte oder Hofläden oft gar nicht wahrnehmen. Vielleicht könnte die Gemeinde diese regionalen Angebote sichtbarer machen? Das würde letztlich ja allen helfen – die Kassen der Gemeinden profitieren ja auch vom starken Einzelhandel und Tourismus. Naja, vielleicht ein Thema für den nächsten Stammtisch.

    Der Wunsch, auf Rügen zu leben, ist verständlich. Viele träumen von der landschaftlichen Schönheit, dem besonderen Klima und dem Lebensstil abseits der Großstadt. Ganz nüchtern betrachtet, lohnt sich eine realistische Einschätzung im Vorfeld – Inselalltag unterscheidet sich eben von der Urlaubsstimmung, die viele Besucher kennen. Es ist ratsam, möglichst viel Zeit vor Ort zu verbringen, bevor man endgültig umsiedelt. Ein längerer Aufenthalt zur Probe, vielleicht als Ferienwohnungs-Mieter außerhalb der Hauptsaison, bietet einen echten Einblick.

    Was Wohnraum angeht, gestaltet sich die Suche tatsächlich schwierig. Besonders in Orten wie Binz, Sassnitz oder Lohme ist die Nachfrage fast das ganze Jahr über hoch; günstige, dauerhafte Mietangebote sind Mangelware. Plattenbauten gibt es in Bergen oder teilweise in Sassnitz, aber das ist nicht jedermanns Geschmack. Die Insellage führt auch dazu, dass viele Vermieter lieber an Urlaubsgäste vermieten, weil es höhere Einnahmen bringt. Es bleibt oft nur Geduld – und die Bereitschaft, Abstriche bei Lage oder Zustand in Kauf zu nehmen.

    Beruflich gesehen: Als Physiotherapeut bewegen sich deine Chancen im Durchschnitt sehr ordentlich. Viele Praxen sind tatsächlich auf die Saison angewiesen, aber gerade in Orten mit hohem Altersdurchschnitt oder vielen Zweitwohnungsbesitzern gibt es eigentlich eine konstante Nachfrage. Eigeninitiative hilft – manche Kolleg*innen sind selbstständig oder arbeiten mobil, direkt bei den Patienten. Wer örtliche Kontakte aufbaut (Vereine, Sportclubs, Kurkliniken), bekommt oft schneller einen Fuß in die Tür als durch eine bloße Bewerbungsmappe. Allerdings ist es durchaus üblich, dass viele auf die richtigen Stellen warten müssen – oder zwischenzeitlich branchenfremd arbeiten.

    Ein Hinweis aus persönlicher Erfahrung: Das Thema LNG-Terminal in Mukran entwickelt sich gerade zum Spaltpilz. Viele Einheimische und Unternehmer sehen ihren Lebensunterhalt aus Tourismus gefährdet, falls Lärm, Industrieanlagen und Verkehr zunehmen. Das Klima auf der Insel ist daher politisch etwas aufgeladen, zumindest was die Küstenorte rund um Mukran betrifft. Wäre klug, sich beim Umzug nicht direkt zu positionieren – aber Interesse zeigen und mit Leuten reden schadet nie.

    Mein Handy piept gerade – Akku bei 5%. Schnell noch Ladekabel suchen, bevor ich im Dunkeln tippe... Wenn ich einen Tipp geben darf: Die Insel punktet vor allem dann, wenn man sich eigenen Raum schafft und nicht zu viel erwartet. Wer offen und ausdauernd ist, dem öffnen sich mit der Zeit auch in der Gemeinschaft Türen. Viel Erfolg bei deinem Vorhaben!

    Ich kann die Eindrücke von WalterSick gut nachvollziehen – diese gigantische Bausubstanz in Prora ist schon ziemlich speziell und irgendwie auch ein Fremdkörper zwischen all den naturbelassenen Ecken auf Rügen. Gerade, wenn man von Sassnitz oder Binz kommt und dann diese scheinbar endlose Front sieht, wirkt das schon ein bisschen erschlagend. Mir geht’s manchmal ähnlich, auch wenn ich inzwischen gelernt habe, die Dimensionen anders zu betrachten. Letztlich ist Prora aber auch ein Teil der Geschichte der Insel und zieht nun, nach der Sanierung, eine neue Art von Gästen an.

    Was die Vermietung betrifft: Prora ist mittlerweile zu einem echten Hotspot für Ferienwohnungen und auch Hotelgäste geworden. Gerade die sanierten Abschnitte (besonders um Block I und II) bieten moderne Apartments, oft mit Sauna oder Meerblick. Die Preise schwanken allerdings ziemlich – besonders in der Hauptsaison gehen die Preise für Wohnungen in Strandnähe oder mit besonderen Ausstattungen echt durch die Decke. Einige kleinere Anbieter sitzen direkt in Prora, andere kommen aus Binz und vermarkten überregionale Angebote. Bin mir da selbst nicht 100% sicher, aber ich habe von Bekannten Gutes über lokale Agenturen wie „Rügen Domizile“ gehört, wobei deren Angebote häufig schnell ausgebucht sind. Am besten ist wohl, sich frühzeitig umzuschauen und vielleicht auch mal bei weniger bekannten Portalen oder direkt bei den Eigentümern nachzufragen.

    Die Geschichte selbst ist, ehrlich gesagt, ein für mich immer noch schwer zu verdauender Brocken. Ursprünglich als KdF-Großprojekt während des Nationalsozialismus geplant, dann jahrzehntelang als Kaserne und Sperrgebiet genutzt... Und jetzt: Ferienresort, Museum, Eigentumswohnungen, Start-up-Büros – eine echte Metamorphose. Manche Rüganer stehen den Entwicklungen skeptisch gegenüber, andere nehmen die neuen Impulse für die Wirtschaft einfach pragmatisch mit. Aus Sicht eines Unternehmers auf Rügen ist es natürlich gut, dass das Gelände jetzt Geld in die Kassen spült, auch wenn ich persönlich die bauliche Wucht manchmal als störend empfinde.

    Mich würde interessieren: Wie empfindet ihr das? Ist Prora, so wie es jetzt ist, eher eine Bereicherung oder eher ein Verlust für das Gesamtbild der Insel? Und wie steht ihr zur Balance zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und dem Schutz der besonderen Landschaft?

    Rügen ist eine Insel der Gegensätze und der Vielfalt, die sich je nach Jahreszeit in einem immer neuen Licht präsentiert. Während die meisten Urlauber die Sommermonate bevorzugen, in denen Strand und Sonne im Vordergrund stehen, lohnt es sich, Rügen ganzjährig zu besuchen, um die unterschiedlichen Facetten kennenzulernen.

    Im Sommer ist das mondäne Binz ein Anziehungspunkt für viele Besucher. Die prachtvolle Bäderarchitektur, die Promenade und das quirlige Strandleben machen den Ort zu einem unvergesslichen Erlebnis. Die Strandkörbe bieten einen perfekten Rückzugsort, um die warmen Sonnentage zu genießen. Doch nicht nur Sonnenanbeter kommen auf ihre Kosten, auch Naturliebhaber finden in den umliegenden Wäldern und auf den Radwegen Erholung und Abenteuer. Die Strände von Mukran bieten hingegen eine ruhigere Alternative für jene, die das Meer in seiner reinen Form erleben möchten, ohne das übermäßige Treiben der touristischen Zentren.

    Der Herbst ist auf Rügen eine der faszinierendsten Zeiten des Jahres. In Lohme am Jasmund Nationalpark sind die Wanderrouten entlang der Kreidefelsen besonders eindrucksvoll, wenn die Blätter in den Nuancen von Gold und Kupfer erstrahlen. Die kühle Brise und das Spiel der Farben schaffen eine Atmosphäre, die dem Besucher lange im Gedächtnis bleibt. Vielleicht ist es gerade diese stille Schönheit, die Rügen im Herbst zu einem idealen Ort für Rückzug und Besinnung macht, weit weg von der Hektik des Alltags.

    Der Winter auf Rügen, insbesondere in Sassnitz, zeichnet sich durch eine fast mystische Ruhe aus. Die Zeit scheint still zu stehen, wenn der Schnee die Landschaft in einen weißen Mantel kleidet und das Meer unter einer fahlen Wintersonne glitzert. Trotz der knackigen Kälte gibt es kaum etwas Besseres als einen langen Spaziergang an der Küste, gefolgt von einer heißen Schokolade in einem der gemütlichen Cafés. Diese Jahreszeit mag auf den ersten Blick weniger einladend erscheinen, doch genau hier zeigt die Insel eine ihrer intimsten Facetten, die es zu entdecken gilt.

    Der Frühling schließlich bringt mit der Rückkehr der Zugvögel neues Leben nach Rügen, besonders im Naturschutzgebiet um Sassnitz. Das Erwachen der Natur nach dem langen Winter ist eine wahre Sinfonie aus Farben und Klängen, die sich insbesondere auf den Wanderwegen und an den Küstenlinien bestaunen lässt. Diese Zeit eignet sich hervorragend für Vogelbeobachtungen sowie für ausgedehnte Spaziergänge.