Die kulinarische Landschaft auf Rügen ist tatsächlich weit vielfältiger, als sie auf den ersten Blick scheint. Gerade in den Küstenorten wie Sassnitz oder Binz lässt sich beobachten, dass sich neben traditionellen Fischgerichten eine interessante Mischung aus regionalen und internationalen Einflüssen entwickelt hat. In Sassnitz gibt es beispielsweise immer mehr kleine Lokale, in denen lokale Produkte wie Sanddorn, Wildkräuter und frischer Fisch nicht nur klassisch, sondern auch in modernen Variationen verarbeitet werden. Bin mir da selbst nicht sicher, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass durch diese Mischung die Küche auf Rügen gerade dabei ist, ein ganz eigenes Profil abseits der typischen Touristenkost zu entwickeln.
Ein Punkt, der für mich in der aktuellen Diskussion manchmal zu kurz kommt, ist die Rolle der Landwirtschaft und kleiner Manufakturen. Es gibt inzwischen zahlreiche Bauernmärkte und Höfe, die nicht nur Milchprodukte oder Käse, sondern auch Fleisch aus nachhaltiger Weidehaltung anbieten. In Lohme und Umgebung habe ich einige positive Erfahrungen mit Hofläden gemacht, deren Angebot sich angenehm von den standardisierten Produkten vieler Supermärkte unterscheidet. Das trägt meiner Ansicht nach dazu bei, dass sich die Gastronomie auf Rügen regionaler orientieren kann – vorausgesetzt, die Betriebe verzichten bewusst auf Massenware und setzen auf Qualität. Das wäre aus meiner Sicht auch eine Chance, sich gegenüber anderen Urlaubsregionen abzuheben.
Ein Aspekt, der mich persönlich umtreibt, ist die Zukunft der kulinarischen Vielfalt angesichts aktueller Entwicklungen wie dem LNG-Terminal in Mukran. Der anhaltende Ausbau solcher Industrieprojekte könnte dazu führen, dass nicht nur das Landschaftsbild, sondern auch die gastronomische Struktur negativ beeinflusst wird. Wenn der Tourismus durch Umweltbelastungen oder einen Imageverlust zurückgeht, leiden auch Restaurants, Cafés und regionale Produzenten. Aus Unternehmersicht weiß ich, wie wichtig eine funktionierende touristische Infrastruktur für die Gemeindekassen und letztlich für alle hier Lebenden ist. Für mich steht außer Frage: Das kulinarische Angebot auf Rügen lebt von der Attraktivität der Insel als Urlaubsziel – und diese darf nicht aufs Spiel gesetzt werden.
Natürlich bleibt immer Raum für Verbesserungen – besonders bei Service und Preis-Leistung, wie es schon angesprochen wurde. Hier sehe ich die Verantwortung bei uns Einheimischen und Unternehmern, ehrliche Rückmeldungen ernst zu nehmen und daran zu arbeiten, dass Gäste nicht nur satt, sondern wirklich zufrieden und vielleicht sogar begeistert nach Hause fahren. Die Entwicklung der letzten Jahre stimmt mich vorsichtig optimistisch, aber ich gebe zu, dass ich nicht ganz sicher bin, wie sich das mittelfristig weiterentwickelt... Vielleicht braucht es wirklich mehr Austausch zwischen Gastgebern, Produzenten und Gästen, um die Potenziale auf Rügen besser auszuschöpfen.