Beiträge von grashüpfi

    Also mal ehrlich, wer sich nur am Strand festbeißt, hat Rügen überhaupt nicht begriffen. Die Krassheit kommt nämlich, wenn du – egal ob April oder November – frühmorgens an den Bodden radelst. Im Nebel, irgendwo zwischen Lauterbach und Groß Stresow, siehst du plötzlich Seeadler überm Schilf kreisen! Das ist nicht nur „grün und Sand“… Das ist echtes Gänsehaut-Kino, dagegen wirkt so mancher Südseestrand wie Bildschirmschoner.

    Und an die ewigen Nörgler: Ihr könnt gerne jammern über Kutschen und Kakao, aber wo sonst kriegt man im Winter leere Alleen, salzige Luft, dazu ein Räucherfischbrötchen (ja, von mir aus vegan, wenn’s sein muss) und diese unverschämte Ruhe? Wer da nichts fühlt, verpasst eben das Beste…

    Wer mal was anderes will als Ostsee oder Nordsee: Am Edersee in Hessen gibt’s einen Abschnitt, der echt unterschätzt wird! Da liegen die FKK-Bereiche ein Stück abseits vom Trubel – mit Blick aufs Wasser, umgeben von Wald, fast immer locker Platz für ein Handtuch. Vor allem die ruhigen Morgenstunden dort, wenn Nebelschwaden übers Wasser ziehen… pure Freiheit. Leute sind entspannt, Hundebesitzer sieht man auch ab und zu (aber Leine ist Pflicht, damit’s keinen Ärger gibt). Wobei, das mit dem kalten See im Mai überrascht mich jedes Jahr wieder – da hilft auch kein Sprung, nur Zähne zusammenbeißen ;)

    Ich versteh bis heute nicht, warum kaum jemand auf die Idee kommt, sich einfach mal ein Picknick aus Rügener Zutaten zusammenzustellen und an irgendeinem abgelegenen Strand zu futtern – gerade abseits von den Touri-Hotspots hat das für mich richtig was von Freiheit… Bin mir da selbst nicht sicher, ob das die „echte“ Inselküche ist, aber so’n Roggenbrot vom Bäcker in Garz z.B., dazu Frischkäse, bisschen Sanddornaufstrich und vielleicht geräucherter Aal aus’m Hofladen – das kickt doch alles, was irgendein Schickimicki-Laden in Binz serviert! Und falls es regnet, hockt man halt unterm alten Baum, da schmeckt’s sogar noch besser.

    Findet ihr nicht, dass das eigentliche kulinarische Highlight manchmal genau das Einfache ist – also Essen MIT der Insel, statt nur AUF der Insel? Oder braucht’s für euch das große Begrüßungsmenü?

    Also, was mich immer total wahnsinnig macht: Alle reden ständig von den großen Spas und irgendwelchen speziellen Anwendungen – aber kaum jemand checkt, dass Rügen’s Natur selbst schon ein riesiger Wellnessbereich ist. Mal ehrlich, ist jetzt vielleicht ne blöde Frage, aber wer von euch legt sich wirklich mal ans Steilufer in den Wind oder stapft barfuß durch die Kreide? Das macht doch was mit einem. Ehrlich, hab in keinem Hotel meine Birne so frei bekommen wie nach ‘ner Stunde an der Schoritzer Wiek einfach nur so rumliegen und Wolken glotzen. Wenn wir hier schon über echte Erholung sprechen –

    Und überhaupt: Diese ganzen Luxus-Spa-Dinger sind ja schön, aber ein Picknick mit selbstgepflücktem Sanddorn auf nem verlassenen Strand nach ‘nem eiskalten Bad… naja, ihr wisst schon. Für mich ist das die eigentliche Wellness. 😅

    Was, wenn wir uns viel zu sehr an diesen „offiziellen" Rollenbildern festklammern, die uns von Außenstehenden überliefert wurden? Ich meine, sieht man sich die archäologischen Spuren an – Stichwort: weibliche Skelette mit Waffenausrüstung oder Priestertum-Zeug – dann wirkt das nicht gerade nach reiner Hausarbeit oder Mutterrolle. Wer sagt eigentlich, dass nicht Hinterzimmer-Entscheidungen, Stammespolitik oder sogar Clan-Streitigkeiten oft von Frauen ausgegangen sind? Ist ein bisschen wie bei uns heute – viel Power bleibt unsichtbar, aber ohne sie geht gar nix. 🤔

    Warum sehen wir eigentlich diese ganzen festen Buhnen und Betonwände als Nonplusultra – also als ob wir die Küste im Schraubstock halten müssten? Es gibt längst Projekte (u.a. Niederlande), wo man das Meer auch mal „spielen“ lässt und gezielt Sand vor die Küste kippt, um flexible Puffer zu schaffen. Das ist zwar kein Allheilmittel, aber wäre sowas wie „Sand-Management“ nicht besser als die nächste Schneise Asphalt?

    Ist jetzt vielleicht ne blöde Frage, aber warum wird bei uns denn dieser naturnähere Weg so wenig diskutiert? Schon klar, kostet Kohle und überzeugt sicher nicht jeden, aber wir hängen offenbar immer an der Illusion von Kontrolle – anstatt wirklich mal Risiken zuzulassen und die Natur wenigstens ein bisschen mitzugestalten. Sorry für den kleinen Rant, hab übrigens grad ’ne halbe Tüte Salzstangen umgekippt… naja, ihr wisst schon.

    Also sorry, aber wer nur wegen Fisch nach Rügen fährt, verpasst (meiner Meinung nach) die halbe Insel! Klar, Räucherfisch & Co. gehören dazu – aber wie sieht’s denn mal mit den kleinen Dorfcafés aus, die oft selbstgebackene Sanddorn-Torten anbieten? Oder mit frisch gemahlenem Kaffee direkt am Bodden? Ich finde, gerade die Hinterhof-Lokale und ganz unspektakulären Landbäcker sind wahre Schätze (da kriegste manchmal die besten Streuselschnecken weit und breit...).

    Und dass man immer nur an Binz oder Sassnitz denkt, regt mich langsam auf. Hat jemand von euch schonmal in einem winzigen Fischkutter direkt am Hafen gefrühstückt? Das macht so viel mehr Rügen-Feeling als jedes Schickimicki-Restaurant.

    Ganz ehrlich, für mich steht und fällt ein gelungener Campingtrip auch mit den Zwischenmenschlichen – das Gemeinschaftsgefühl am Platz ist nicht zu ersetzen! Ich schwöre inzwischen auf so kleine, klappbare Solarlampen für die gemütliche Runde am Abend, weil ich das grelle Taschenlampenlicht so nervig finde, wenn man die Sternenhimmel-Atmosphäre genießen will… Für mich ist das fast wichtiger als jede Spezialausrüstung, weil’s sofort „Zuhause“-Feeling macht. 😅

    Wie geht’s euch: Legt ihr beim Campen mehr Wert auf Technik/Komfort oder ist euch das „Back to basics“-Erlebnis wichtiger? Ich wäge da echt jedes Mal neu ab…

    Das Problem ist doch, dass immer alle ganz schnell nach „Technologie“ und neuen Maßnahmen rufen – Buhhh, der Strand schrumpft, lasst uns mal eben ein paar Millionen in Spundwände kippen oder künstlichen Sand! Und dann? Dann zerlegen die nächsten Ostseestürme trotzdem wieder alles und nach 3 Jahren fangen wir von vorne an… Das ist doch totale Selbsttäuschung, sorry. Die Küste ist lebendig, sie wandert und bricht ab, seit es sie gibt – und manchmal muss auch einfach mal was „weg“, damit Neues wächst oder Platz für seltene Tiere frei wird. Wer sagt denn, dass Stillstand immer das Beste für Natur und Mensch sein soll? 🤷‍♀️

    Die Rugier waren doch nicht einfach nur eine Fußnote, die man zwischen Goten und Wenden irgendwo einquetscht! Mich nervt dieser ewige Fokus auf die „großen“ Volksgruppen, als sei das alles, was zählt. Die Spuren der Rugier – Grabfunde, Namen wie vielleicht sogar Rügen selbst (auch wenn das etliche Historiker abstreiten, aber hey, so sicher ist das alles ja nie) – sind irgendwie wie diese alten Feldsteinkirchen, die man übersieht, weil man immer nur ans Meer rennt.

    Ich finde, schon in der Schule müsste das viel deutlicher gemacht werden, also nicht nur die ewigen Römer und Germanen, sondern auch so „kleine“ Völker, die aber konkret diese Gegend geprägt haben. Und warum tut man immer so, als sei das alles „verschwunden“? Vielleicht ist manches davon viel näher an uns dran als gedacht – Sprache, Ortsnamen, vll sogar Alltagskram… Wer weiß, welches Rugier-Gen heute noch durch den Sand stapft 😅

    Also für mich ist der Klassiker echt immer noch der Küstenradweg zwischen Sassnitz und dem Kap Arkona – ja, ich weiß, da ist im Sommer auch mal was los, aber dieses Wechselspiel zwischen Blick auf die Ostsee, alten Buchenwäldern und alten Ostseebädern hat was, das macht für mich das „typisch Rügen-Gefühl“ aus. Ne kleine Schwäche von mir sind auch diese alten Bahntrassenstrecken – zum Beispiel der Weg Richtung Altefähr mit Blick aufs Wasser und die vorbeiziehenden Fähren. Manchmal träume ich dabei davon, einfach bis Stralsund weiterzuziehen… 😄

    Was mich mal interessiert: Wie steht ihr eigentlich zu E-Bikes auf Rügen? Sehen ja mittlerweile viele als Gefahr für die klassischen Radler – ich finde aber, die machen die langen Strecken für mehr Leute möglich. Aber irgendwie ändert das auch die ganze Dynamik auf den Wegen, oder? (Ach so, mein Fahrradschloss quietscht schon wieder wie verrückt… muss ich mal ölen!)

    Ganz ehrlich, ich find’ wir reden beim Prora-Komplex viel zu oft nur über „DDR-Platte“ oder Nazi-Relikt… aber vergesst ihr evt. auch die Chancen, die das heute für die Insel bietet? Ist jetzt vielleicht ne ungewöhnliche Sicht, aber allein was da jetzt an Kunst, kleinen Cafés oder sogar StartUps einzieht, gibt der ganzen Ecke doch einen ganz eigenen Vibe. Warum nicht mal ein Streetfood-Festival direkt am Betonklotz? Oder Open-Air-Kino zwischen den Blöcken? Ich würd’s mega finden, wenn dieser „Schandfleck“-Ruf bisschen weicht und mehr kreative Aktionen passieren. Bin gespannt, wie ihr das seht – immerhin, meine Brille ist bei dem Thema nicht ganz neutral, ich mag ungewöhnliche Orte... 😅

    Also… ehrlich gesagt, ich versteh gar nicht, warum so viele Leute meinen, Rügen ginge ohne Auto überhaupt nicht klar. Ich wohne selbst in Bergen und hab mein eigenes Auto in den letzten zwei Monaten genau DREI Mal benutzt – einmal, weil ich zu IKEA wollte (und der ist halt leider in Rostock…). Ansonsten? Bus und Bahn. Klar, es ist nicht alles Sonnenschein – aber man muss halt wissen, wie der Hase läuft.

    Erste Sache, die man echt mal machen sollte: Einfach mal den aktuellen Fahrplan (nicht von 2019, sondern wirklich den aktuellen) auf dem Smartphone speichern. Die Linie 20 nach Sassnitz z.B. ist völlig okay, kommt stündlich und du bist in ‘ner halben Stunde am Nationalpark. Die kleineren Orte, ja, da wird’s teils tricky… Lohme oder so… aber – und das wird oft vergessen – es gibt die Rufbusse! Ist jetzt vielleicht ne blöde Frage, aber wie viele wissen eigentlich, dass man die bis maximal eine Stunde vorher anrufen kann? Ich kenn genug, die das nicht nutzen, weil sie denken, das wär zu kompliziert. Dabei fährt der Rufbus nach Sagard einfach bis vor die Tür.

    Was ich total unterschätzt finde: Fahrrad MIT Bahn. Im Sommer, ganz ehrlich, radel ich ab Lancken Granitz bis Binz, steig dort ein und fahr dann mit dem Zug weiter nach Lietzow – die Kombi rockt, besonders bei gutem Wetter. Okay, mit Kindern und Buggy wird’s schon wieder nervig, aber allein oder zu zweit geht das super. Die DB hat da inzwischen auch ‘ne halbwegs brauchbare App, die zeigt, wie voll die Züge sind.

    Mal Hand aufs Herz: Der Rasende Roland ist vielleicht keine „schnelle“ Option, aber für die Strecke von Putbus nach Göhren? Unschlagbar, wenn man einfach mal die Landschaft genießen will… ich hab da im Frühling mal meinen Kaffee fast verschüttet, weil die Fenster so klappern, aber das gehört dazu. Nutzen echt auch viele Einheimische, nicht nur Touris.

    Also: Komplett ohne Auto klappt’s schon, aber man muss sich vorher bissl organisieren. Gerade mit dem Rufbus und Fahrrad+Bahn kommt man fast überall hin. Ist halt nix für Spontan-„Ich will JETZT los“-Leute, aber für’n entspannten Urlaub gar nicht so schlecht. Und günstiger ist’s sowieso, außer man reist mit zehn Leuten und Riesenkoffer…