Na, ihr Kitesurf-Optimisten, schon wieder mit glänzenden Augen am Rechner, während draußen der Wind eh in die falsche Richtung bläst? Ich wundere mich ja, dass noch keiner gefragt hat, wie man sich am schnellsten den Knöchel bricht oder wie oft man auf Rügen eigentlich im Matsch landet, bevor man das erste Mal wirklich steht… Denn, Hand hoch – wer hat sich beim ersten Start nicht gleich mal komplett auf die Nase gelegt? Joa. Dacht ich mir.
Was hier auffällig untergeht: Die ganze „Traumstrände, glasklares Wasser, chillige Surflehrer“-Romantik funktioniert halt nur, wenn Petrus und Poseidon ausnahmsweise nicht gemeinsam Urlaub machen. Rügen ist wunderschön, klar, aber die Statistik sagt: An drei von sieben Tagen weht der Wind zu doll, zu wenig oder es pisst horizontal. Da stehst du dann schön im Leih-Neo, der schlimmer riecht als jeder Hundestrand – und „lernst“ zuzuschauen, wie die Locals sich gegenseitig beim Aufbauen im Weg stehen. Ich hab’s damals zweimal im Mai versucht, beide Male nach zehn Minuten den Schirm in einen Busch geknallt. Vielleicht sollte man in den Schulen nach einem Crashkurs im „Kite enttüdeln“ fragen, das ist sicherer wertvoller als jeder Wasserstart-Tipp.
Was in den Beiträgen bisher hübsch untergelassen wurde: Die soziale Komponente. Ja, ja, Einzelunterricht ist superfancy, aber ehrlich, du bist am Ende doch fast immer in 'ner Gruppe mit Honks, die sich gegenseitig Kites in den Himmel schießen. Und wenn es dann – Überraschung! – nachmittags doch Wind gibt, hast du zehn Leute an fünf Kites und du guckst wieder zu. Ich hab noch nie so viele Menschen in Neos jammern gehört wie bei so ’nem Kurs. Also, glaubt nicht an das große Zen-Gefühl vom ersten Tag. Seid froh, wenn ihr nach drei Tagen mit weniger als fünf Blasen und noch intaktem Ego nach Hause humpelt… Wer es trotzdem drauf hat, kann ja mal berichten, wie viele Idioten man pro Kurs so treffen kann. Ich setz meine Wette auf mindestens drei.