Was ich hier noch gar nicht gelesen habe: Es gibt mittlerweile ein paar engagierte Facebook-Gruppen und Kleinanzeigen-Portale, die direkt auf Rügen zugeschnitten sind. Klar, oft ist da auch viel „Suchst du Wohnung? Frag mal meinen Cousin“-Gerede – aber ab und zu tauchen echt vernünftige Angebote auf, die es nie in die großen Immobilienportale schaffen. Besonders kleinere Orte wie Middelhagen, Lancken-Granitz oder Trent haben Immobilienbesitzer, die lieber im eigenen Netzwerk vermieten, statt anonym. Sich da vor Ort mal vorzustellen (oder wenigstens telefonisch nett zu melden), bringt manchmal erstaunlich viel, wenn man Geduld mitbringt.
Was mich immer wieder überrascht: Viele unterschätzen die Nebensaison total. Gerade dann lernt man, wie das Inselleben wirklich tickt. Wenn die Touris weg sind, kann’s auf Rügen richtig ruhig (und stellenweise fast verschlafen) werden. Das ist für manche das eigentliche Paradies, andere kriegen da nach zwei Wochen Inselkoller. Die Lebenshaltungskosten sind außerhalb der Touri-Hotspots nicht dramatisch höher als auf dem Festland – ABER, und das ist ein dickes Aber, ein Auto ist echt Pflicht. Sonst versauert man schnell im schönsten Reetdachhaus, sieht aber vom Rest der Insel… nix.
Was Arbeit angeht: Dieses „Vitamin B“-Ding ist schon wahr, aber mit ein bisschen Hartnäckigkeit kommt man auch ohne Großfamilie auf Rügen rein. Im Gesundheitsbereich besteht eh viel Bedarf – ob in Kurkliniken oder kleinen Praxen, besonders an der Küste und im Bereich der Reha. Ich hab mal von einer Praxis in Sellin gehört, die gezielt Leute „von außerhalb“ genommen hat, weil sie neue Einflüsse wollten. Du musst dich halt zeigen, mitreden, vielleicht anfangs beim Sportverein oder Dorffest mitmachen, sowas wird auf dem Land noch bemerkt.
So als kleiner Gedanke noch: Wenn du nicht sofort ganz umziehen willst, könntest du auch erstmal per Wochenendpendeln starten. Ein paar Monate jeweils ein paar Tage auf der Insel arbeiten, ein bisschen die Leute und Ecken kennenlernen, dann merkst du recht schnell, ob das Inseltempo zu deinem passt. Und falls du dich wirklich entscheidest, länger zu bleiben: Es geht mehr als man denkt, gerade wenn man bereit ist zu improvisieren und selber aktiv zu werden.