Was mir bei der Frage nach historischen Orten auf Rügen immer als erstes einfällt, ist ehrlich gesagt das Wechselspiel zwischen Natur und Geschichte – irgendwie hat die Insel beides so eng verwoben wie kaum eine andere Ecke im Norden. Klar, Prora oder das Jagdschloss Granitz sind auf den ersten Blick echte Klassiker, aber ich finde die kleinen, oft übersehenen Orte fast spannender. Zum Beispiel die Großsteingräber bei Lancken-Granitz – ich war da mal aus Versehen bei einer Wanderung gelandet (eigentlich wollte ich nur meine Schrittzahl fürs Abendessen rechtfertigen 😅), aber dann stand ich plötzlich mitten in der Steinzeit. Die Gräber sind einfach so unprätentiös und trotzdem total beeindruckend, weil sie einen direkt mit der Frühgeschichte verbinden. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass nur der Wind und ein paar Krähen zusehen… Kein Ticket, keine Info-Tafel, einfach Geschichte pur.
Was mich außerdem mal total überrascht hat, war das Dokumentationszentrum in Prora – besonders die Infos zur Ernährung und Versorgung der KdF-Gäste damals. Das deckt sich auch mit meinem ernährungsberaterischen Blick: Wie die Nazis die Ernährung propagandistisch genutzt haben, aber auch, wie sich auf der Insel bis heute Esskultur und regionale Produkte entwickelt haben… Bin mir da selbst nicht ganz sicher, aber ich glaub, Rügen ist da ein ziemlich gutes Beispiel für die Verbindung zwischen kulinarischer und sozialer Geschichte. Wer Zeit hat, sollte mal eine der Führungen zu Rügener Spezialitäten mitmachen – da lernt man nicht nur was über Fischfang und Märkte, sondern auch, warum bestimmte Lebensmittel auf der Insel so „überlebt“ haben. Falls jemand hier auch auf regionale Ernährung achtet: Der Wochenmarkt in Bergen ist noch so ein Geheimtipp, da sieht man die Verbindung von Tradition und Moderne direkt auf dem Teller.
Was ich bislang noch nie ausprobiert habe, aber immer wieder empfohlen bekomme, sind abendliche Kirchenführungen, gerade in den alten Backsteinkirchen (zum Beispiel in Altenkirchen oder Bergen). Da soll es manchmal Orgelabende geben, die die Geschichte des Ortes mit Musik verbinden. Vielleicht ist das für manche zu ruhig, aber ich kann mir vorstellen, dass man die Atmosphäre dort viel stärker aufsaugt als bei überlaufenen Tagesführungen.
Mich würde jetzt interessieren – gibt es auf Rügen eigentlich historische Orte, an denen Ernährung oder Esskultur im Mittelpunkt stehen? Oder hat jemand schon mal an so einer kulinarisch-historischen Führung teilgenommen? So ganz habe ich das nämlich noch nicht für mich entdeckt…