Eine Sache, die mir im Zusammenhang mit Zuzügen auf Rügen auffällt: Das Verhältnis zwischen Saisonarbeit und langfristiger Perspektive wird von außen oft unterschätzt. Viele unterschätzen, wie sehr das Leben auf der Insel vom Tourismus-Rhythmus geprägt ist – da gibts ein halbes Jahr Dauertrubel und dann auf einmal wird’s still. Das hat Auswirkungen auf die Jobsuche, aber auch auf Mietverträge und überhaupt das gesamte soziale Leben. Ich spreche da aus der Erfahrung eines Bekannten, der selbst als Handwerker nach Sassnitz kam: Erst mal nur für eine Saison, dann wollte er bleiben, aber der Sprung zur dauerhaften Integration war dann doch viel größer als gedacht.
Für jemanden im medizinischen Bereich wie Physiotherapie ist das Setting nicht ganz vergleichbar mit Gastronomie-Jobs, aber die Schublade „Saisonkraft“ bleibt trotzdem präsent. Stationäre Einrichtungen wie Reha-Kliniken in Binz oder das Kreiskrankenhaus in Bergen bieten relativ verlässliche Arbeitsplätze, aber man muss sich aktiv reinhängen, um einen Platz zu bekommen – und meist läuft wirklich viel über persönliche Kontakte. Was Wohnraum angeht: Wer schnell einfach nur irgendwo unterkommen will, landet halt oft in einer möblierten Zeitwohnungs‑ oder Ferienwohnungs-Lösung, deutlich teurer als der Standard auf dem Festland… Die richtig begehrten Mietwohnungen werden unter der Hand vergeben oder gehen an alte Kontakte. Also Geduld und Nervenstärke sind gefragt, aber mit Hartnäckigkeit ist da schon was möglich. 🏠
Noch etwas: Der „Insel-Koller“ ist ein realer Faktor. Gerade Neuzugänge berichten öfter, dass sie die Distanz zum Festland, die eingeschränkten Einkaufsmöglichkeiten und die kleine Community unterschätzen. Die Erreichbarkeit von Ärzten, Kultur oder einfach mal was Neues essen gehen – das läuft eben alles anders als in größeren Städten. Es hilft, das für sich selbst mal ein paar Wochen konsequent durchzuziehen, also nicht nur Urlaubsfeeling, sondern Alltag am Stück.